Meine musikalische „Karriere“ begann, so wie bei vielen Kindern, mit der Blockflöte. Ich sehe mich immer wieder im großen Kreis im Unterricht. So wie mein älterer Bruder sollte ich dann auch Geige erlernen. Der Unterricht bei Frau Hackbeil war – sagen wir mal – anstrengend. Sehr viel Wert wurde auf Präzision gelegt und leider weniger auf Freude an der Musik.
So habe ich zwei Mal mit mäßigem Erfolg an dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen. Alleine die Vorstellung, Musik mit Wettbewerb in Verbindung zu bringen erscheint mir auch heute noch absurd! Allerdings habe ich damals überhaupt nicht verstanden, was die eigentliche Intention eines solchen Wettbewerbs war. Es geht hierbei keineswegs darum „besser – schneller – größer“ zu sein als andere, sondern sein Talent und seine eigene Vorstellung der Musik einer professionellen Jury zu zeigen. Es gab also in diesem Sinne keinen Gegner außer die eigenen Fähigkeiten. Bei solchen Wettbewerben konnten sich hochtalentierte Musikschüler für eine Musikerkarriere empfehlen. Jetzt nehme ich im durchaus fortgeschrittenen Alter wieder Unterricht und lerne dabei Dinge, die mir als Jugendlicher nicht beigebracht wurden und merke dabei, dass das Beherrschen bestimmter Techniken zu einer deutlichen Steigerung des Interpretationsspielraums führt.
Die Mitwirkung im Jugend-Sinfonie-Orchester war sehr spannend, war mein neues Instrument doch sehr gefragt: Im Rahmen des Geigenunterrichts musste jeder Schüler von Frau H. mindestens sechs Monate Bratsche spielen (Bratsche = Viola – oder vollständig: Viola da braccio de.wikipedia.org/wiki/Bratsche). Fast alle Schüler haben am letzten Tag das Instrument zurückgegeben und mit der Geige weitergemacht. Ich bin bei der Viola geblieben und habe es nicht bereut.
Parallel zum Geigenunterricht habe ich Gitarre als Begleitinstrument selbst beigebracht, bzw. meinen Brüdern abgeguckt. Mein erstes Lied auf der Gitarre war Kaspar von Reinhard Mey. Mit drei einfachen Akkorden konnte ich relativ schnell mein erstes Lied begleiten.
Überhaupt waren Mey und andere Liedermacher mein bevorzugtes Genre. Elektrische und elektronische Instrumente lagen mir nicht, Rockmusik war nicht meine Sache. Das man damit nicht „cool“ war, musste ich in Kauf nehmen. In der Pfarrgemeinde war die Gitarre natürlich beliebt, auf jeder Jugend-Freizeit mit dabei. Auch heute ist im Camper immer eine Gitarre verstaut.
Mit französischen Chansons habe ich den Kontakt zur französischen Sprache erhalten, allein der Schulunterricht hätte das nicht zu leisten vermocht. Auch spanische Lieder gingen mit Gitarrenbegleitung viel leichter.
Bis zum Schulabschluss habe ich noch weiter aktiv im Jugendsinfonieorchester mitgespielt, aber mit Beginn von Zivildienst und Studium blieben Geige und Bratsche dann doch liegen, allein die Gitarre war weiterhin an der Tagesordnung.
Erst Jahre später kam mein Sohn Henning mit meiner ersten Geige (eine 1/4-Geige) vom Dachboden und wollte wissen, was das sei. Nach ein paar Erläuterungen wollte er dann auch Geige spielen. Also suchen wir ein Heft für Anfänger, und nach ein paar Wochen mache ich mich auf die Suche nach einem Lehrer.
Nebeneffekt war, dass ich mich selbst wieder mit der Geige beschäftige.
Später lerne ich in Harald Haugaards Fiddle School traditionelle Musik mit vielen anderen Geigen und anderen Musikern kennen. Ein großartiges Erlebnis in der alten Jugendherberge in Solingen Gräfrath, mit Sessions bis spät in die Nacht. Später finden sich einige Musiker in den Güterhallen in Solingen zusammen, die diese Musik weiterspielen und traditionelle Tanzveranstaltungen organisieren. Hier war es natürlich die Geige, die ich in diesem Zusammenhang dann eher „Fiddle“ – oder auch „Fiedel“ nenne. Traditionelle Fiddle-Musik zeichnet sich v.a. durch eine ausgeprägte Lässigkeit aus.
Aber der Weg führt wieder zurück zur Bratsche. Im Ohligser Musikverein spiele ich am Zweierpult mit Schwerpunkt auf Musik des Barock. Zeitgleich finden wir uns als Geschwister, nachdem wir für unsere Eltern zu Hochzeitsjubiläen und runden Geburtstagen aufgespielt haben zu einem Trio Violine – Viola – Violoncello zusammen: Trio Saitenstreich!
A propos Eltern: hier gilt einmal mehr der Dank an unsere Eltern, die uns diese musikalische Ausbildung ermöglicht haben.
to be continued